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Dr. Sabine Zubarik

Von der Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen: Synchronizität, Simultanität und Superposition im zeitgenössischen Roman und Film. Postdoc-Projekt
 Erfurt

Abstract (DE)

Dieses Forschungsprojekt ist in der Allgemeinen und Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft angesiedelt und hat die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen zum Gegenstand: Es untersucht zeitgenössische Erzähltexte und Filme, die mit unterschiedlichen Mitteln zeitgleich stattfindende oder alternativ mögliche Ereignisse im Verlauf des Erzählens präsentieren. Trotz des Nacheinanders der Anordnung werden dort Synchronizität und Überlagerung dargestellt und Konzepte von parallelen und mehrdimensionalen Zeiten im Lese- (oder Seh-)prozess erfahrbar gemacht. Während mit der Linearität und Chronologie als Ordnungsprinzip einer Geschichte gebrochen wird, ist dieser Bruch gerade nur deshalb darstellbar, weil Verfahren der Linearität und der chronologischen Abfolge auf anderer Ebene als der inhaltlichen nutzbar gemacht werden. Zwar tritt Kontingenz als Gegenprogramm zu narrativer Kohärenz auf, indem Geschichten sich nicht schließen, Kapitel nicht nach vorgegebener Kausalität aufeinanderfolgen, Anfang und Ende nicht ihre gegenseitige Erfüllung finden; dennoch ist die Zeitlichkeit des Erzählens nicht einfach aufgehoben, Willkürlichkeit und Chaos treten nur scheinbar an den Platz von Abfolge und Ordnung. Auch im intendierten nichtlinearen Erzählen durchdringt Diachronizität den Erfahrungsraum des Synchronen, indem jeder Rezipient mit der selbst gewählten oder vom Medium vorgeschlagenen Abfolge eine produktive wie auch rezeptionsästhetische Eigenzeit begründet. Jenseits von der Entscheidung Chronie – Achronie wird auf eine Weise mit Zeitlichkeit umgegangen, die beides nicht ausschließt, sondern Chronologisches im Achronologischen und vice versa erfahren lässt. Die gewählten Formen der Darstellung versuchen dabei, ihr Medium (Blatt, Buch, Film, Serie) kreativ auszuschöpfen sowie gleichermaßen zu hintergehen, indem übliche Mechanismen und Konventionen, wie z.B. das Blättern in eine Richtung, die Nummerierung von Kapiteln oder Serienfolgen und die Forderung nach Kontinuität unterminiert werden.

Abstract (EN)

On Asynchronous Concurrence: Synchronicity, Simultaneity and Superposition in Contemporary Novels and Films.

This research project is situated in Comparative Literature and Cultural Studies and is concerned with non-simultaneity of the simultaneous: It investigates contemporary narrative fiction and film which uses different means to represent simultaneously occurring events or alternative possibilities in the course of the narration. In spite of the arrangement of a succession, these fictions represent synchronicity and overlap and render concepts of parallel and multidimensional time perceptible in processes of reading or seeing. While these fictions break with linearity and chronology as ordering principles of a story, this break itself is only representable because they utilize processes of linearity and chronological succession on a level other than that of content. To be sure, contingency emerges as a counterprogram to narrative coherency in that stories do not conclude, chapters do not follow a predetermined causality, beginning and end do not find fulfillment in one another; nevertheless, the temporality of the narration is not simply sublated, arbitrariness and chaos only seem to replace succession and order. In intentionally nonlinear narration, too, diachronicity pervades the experiential site of the synchronic in that every recipient establishes a productive time of aesthetic response through a sequential arrangement that is either self-selected or suggested by the medium. Beyond the decision for chronology or achronology, temporality gets handled in a manner which does not exclude either one but allows chronology to be experienced in the non-chronological and vice versa. In the process, the selected forms of representation attempt to creatively exhaust as well as to betray their medium (paper, book, film, series) by undermining such usual mechanisms and conventions as the turning of pages in a direction, the numbering of chapters or episodes of a series, and the demand for continuity.