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Manuel Illi, M.A.

Epistemologische Brüche in Mathematik, Physik und Literatur im frühen 20. Jh.
Dissertations-Projekt
Department Germanistik und Komparatistik
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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Abstract

In „Die Ordnung der Dinge“ entwirft Michel Foucault die These, Literatur bilde mit dem Ausgang des 18. Jh.s und damit an der Wende zur Moderne „eine Art ‚Gegendiskurs‘“, welcher sich „von der repräsentativen oder bedeutenden Funktion der Sprache“ (Die Ordnung der Dinge. FFM 1991, S. 76) abwende. Diese These bildet – in leichter Modifikation, die Foucaults spezielle Auffassung von Literatur erfordert – den Ausgangspunkt der Untersuchung. Mit der Ausdifferenzierung der wissenschaftlichen Disziplinen in und nach der Sattelzeit gewinnen die naturwissenschaftlichen Diskurse und hier besonders die Physik dank ihrer empirisch-induktiven Methode sowie die Mathematik mit ihrer deduktiven Strenge in der Tat zunehmend die ‚Deutungshoheit der Wirklichkeit‘. In großen Teilen dieser Diskurse, etwa im Positivismus, etabliert sich ein rein instrumentelles, an Rationalitätskriterien gebundenes Sprachverständnis. Beides – sowohl Deutungsgewalt als auch Sprachverständnis – stellen für viele Autoren des späten 18. und des anschließenden 19. Jh.s eine Herausforderung dar, der sowohl theoretisch/poetologisch als auch literarisch begegnet werden muss. Während jedoch Foucault eine Kontinuität der so konzipierten Moderne „während des ganzen neunzehnten Jahrhunderts und bis in unsere Zeit“ (a.a.O.) ausmacht, legen verschiedene Beobachtungen die These nahe, dass ebenfalls in der Zeit zwischen 1890 und 1930 ein epistemologischer Bruch beschrieben werden kann: Sprachkritische Momente wurden nun nicht mehr nur von Literaten und Philosophen (z.B. Nietzsche, Hofmannsthal, Wittgenstein, Benn) reflektiert, sondern auch in den naturwissenschaftlich-mathematischen Diskursen (z.B. Hilbert, Gödel, Heisenberg). In der sog. Grundlagenkrise der Mathematik wurden wichtige Rationalitätskriterien teils zur Disposition gestellt (z.B. von Weyl und Brower) und mit Entwicklung der Relativitäts- und Quantentheorie wurde die Möglichkeit eines holistischen, physikalischen Weltbildes hinterfragt. Da die betreffenden Diskurse hauptsächlich deutschsprachig geführt wurden, liegt der Schluss nahe, den Carsten Könnecker zieht: „Es gibt gute Gründe für die Annahme, daß keine andere Nationalliteratur so unmittelbar auf die rasante Entwicklung der modernen Wissenschaften reagierte wie die deutsche.“ (Könneker: Hermann Brochs Rezeption der modernen Physik. In: ZfDP 118 (1999), S. 237). Die Thematisierung, Funktionalisierung und Verbindung der Literatur der ersten Jahrzehnte des 20. Jh.s etwa bei Hermann Broch, Robert Musil oder Gottfried Benn bildet den literaturhistorischen Schwerpunkt der Arbeit.

Erstbetreuerin: Prof. Dr. Christine Lubkoll, FAU Erlangen
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Christian Thiel, FAU Erlangen